Julia

zul. aktualisiert: 22.07.18
von JULIA

Fitness nach Magersucht: Muskelaufbau nach Diät-Wahn. Warum Krafttraining bei/nach einer Essstörung zwar super ist, aber alleine nicht ausreicht.

Trainiere deinen Körper, aber vergiss die Psyche nicht!

Inhalt:

~ Fitness nach Magersucht: Aus mager mach Muskeln?
~ Die Verlagerung der Essstörung
~ Fitness als Therapie?
~ Warum Krafttraining eine gute Sache ist.
~ Worauf kommt es im Leben eigentlich an? Was ist „ideal“?
~ Was kann ich also für „Training für die Seele“ tun?


Fitness nach Magersucht: Aus mager mach Muskeln?

Es ist ein Weg, den viele (Ex)-Esssgestörte nach Magersucht oder Bulimie gehen: Den „Fitness-Lifestyle„. Und als erster Schritt – Muskelaufbau und mehr Essen – ist das auch wirklich eine sehr gute Sache. Muskelaufbau und richtiges Krafttraining ist das Beste, was du für deinen Körper nach einem Radikal-Diät-Wahn tun kannst. Sofern die Ernährung stimmt natürlich! Doch reicht es aus, NUR am Körper zu feilen? Wirst du automatisch innerlich zufriedener, wenn du nur am Außen arbeitest? Ist das typische „Cleaneating“-Fitness-Ding nicht eigentlich nur eine (Sucht-)Verlagerung?
Wer zwar den Körper, aber nicht die Seele trainiert, bleibt meist in einem Teufelskreis aus Essensgedanken (#cleaneating statt #nofood), DiätWahn, Kalorienzählen, Wiegezwang, Fressattacken, CheatDays, Fokussierung auf eine „Ideal-Figur“ und Co. gefangen.

Aus „dünn sein wollen“ folgt „trainiert aussehen müssen„. Die optische Wunschvorstellung ändert sich, doch der Fokus auf etwas, das als „körperliches Ideal“ eingeprägt wurde, bleibt. Ist das auf Dauer erfüllend oder nur eine andere Art der (Ess)Störung?fitness gym training
Mit „Training nur für den Körper“ alleine ist es eben nicht getan, wenngleich es natürlich ein essentieller erster Schritt ist, um zumindest physisch wieder gesünder und Untergewicht los zu werden. Denn wenn dein Körper irgendwann einmal tatsächlich nicht mehr kann und aufgibt, weil ihm wichtige Nährstoffe fehlen, hast du nicht einmal mehr die Chance, auch an deinem Inneren zu arbeiten! („Tu deinem Leib etwas Gutes, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ – T. v. Avila).

HIER kannst du nachlesen, wie du nach einer Magersucht deine Muskeln richtig aufbaust:
>>> TRAININGSPLAN und ERNÄHRUNG zum Muskelaufbau <<<

Die Verlagerung der Essstörung

Ich selbst habe einige Jahre damit „verschwendet“, nach meiner Magersuchtszeit mehr an meinem Körper und weniger an meiner Seele zu arbeiten. Striktes Krafttraining und „Cleaneating“ bestimmten anschließend mein Leben. „Diät-Phasen“ wechselten sich mit „Muskelaufbau“-Phasen ab. Mit Freunden essen gehen kam nicht vor, das Fitnesstraining und die nächste Mahlzeit bestimmten den Tagesablauf. Man wird es ahnen: Innerlich zufriedener wird man alleine dadurch auch nicht. 

Warum „Fitness nach Magersucht“ aber trotzdem meist hilfreich ist? Man hat ein Ziel, man kombiniert Muskelaufbau mit mehr essen (anfangs für den Kopf noch notwendig: mit „besserem Gewissen“, denn man trainiert ja), man bestätigt sich selbst, dass man stärker werden kann und richtet den Fokus auf einen trainierten statt verhungerten Körper. Das kann durchaus helfen, eine Bestätigung und auch wieder etwas mehr innere Stärke zu entwickeln. Wenn sich das Mindset dadurch „mittrainiert“, feine Sache. Man darf sich dabei nur nicht selbst belügen: Muss es vom „Ideal schlank“ jetzt wirklich aufs „Ideal supertrainiert“ übergehen oder reicht es nicht vielleicht aus, einfach mit Training die weggehungerten Muskeln wieder aufzubauen? So ganz ohne Druck und Idealvorstellung, wie es unbedingt zu sein hat? Müssen sich die Ziele immer nur aufs Äußere fokussieren? Muss es immer der (dem Trend entsprechend) „ideale und perfekte Körper“ sein (und wer sagt eigentlich so ganz generell im Leben, was „ideal“ ist?). Die Psyche und wie sehr man sich dabei selbst Druck macht, spielt dabei die größte Rolle.

Fitness als Therapie?

Diese „Fitness als Therapie„-Sache ist Fluch und Segen zugleich. Krafttraining ist super, ohne Frage! Dieser totale Fokus auf die Optik KANN aber dazu führen, dass einiges psychisch eben nicht automatisch „so super“ ist oder wird… Und bei ehemals vor allem magersüchtigen Mädchen führt es oft dazu, dass sie im Teufelskreis aus Essensgedanken, Cleaneating-Wahn und Kalorien gefangen bleiben. Und genau deshalb ist es so wichtig, auch an der Persönlichkeit und nicht nur am Sixpack zu arbeiten.

Wer sagt eigentlich, was „schön“ ist und was nicht?
Reicht vielleicht Normalgewicht und ausreichend Bewegung, so „für das normale schöne Leben“?
Wenn man innerlich gefestigt ist, kann man:
* einen durchtrainierten Körper haben und es ist egal,
ob es der Nachbar hässlich findet oder nicht
* keinen durchtrainierten Körper haben und es ist egal,
ob die „Fitness-Szene“ sagt,
man bräuchte einen oder nicht

Hätte ich damals die Persönlichkeit gehabt, die ich heute habe, hätte ich mir einige Jahre, in denen Essen und der Wunsch nach „der perfekten Figur“ meine Gedanken regierte, erspart. Umso mehr kann ich aber mein Leben heute genießen, MIT ausreichend Bewegung (und ich mag das Krafttraining nach wie vor) und ohne dabei in irgendeiner Weise zwanghaftes Esssverhalten an den Tag zu legen. Es ist „Normalität“ und Nebensache geworden. Und genau das gebe ich heute anderen mit, um die Abkürzung zu nehmen, wo ich einen Umweg machte. Mach’s dir nicht zu schwer!

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Warum Krafttraining eine gute Sache ist.

Speziell nach der Magersucht bzw. im Untergewicht ist das Krafttraining wohl die beste Art von Sport, die du für deinen Körper tun kannst. Durch die Mangelernährung hast du nicht nur Fett, sondern auch sehr viel wertvolle Muskulatur verloren, die dich stützt und vor allem vor Verletzungen und Osteoporose vorbeugt. Nicht wenige Betroffene schreiben mir in letzter Zeit von Osteoporose-Vorstufen, die bei ihnen diagnostiziert wurden. War bei mir übrigens auch so. 😉 Krafttraining ist das A und O, wie du deinem Körper wieder zu einer gestützen Muskulatur verhilfst. Und natürlich die entsprechende Ernährung. (Am Ende des Artikels verlinke ich euch zwei weitere Beiträge, die etwas mehr das WIE beschreiben)

Der Fokus auf das Training hilft vielen Betroffenen, um im ersten Schritt wieder mehr essen zu können: „Ich trainiere, dehalb brauche ich Power.„, „Sonst war das Training ja umsonst, also muss ich essen„. Richtiger Gedankengang – zumindest für die körperliche Gesundheit. Es ist es wichtig, den Körper auf Vordermann – oder Vorderfrau – zu bringen, damit du weitermachen kannst… ABER TU ES AUCH! Lass es nicht lediglich beim Training für den Körper, sondern arbeite auch an deinem Inneren, wenn du die Essstörung WIRKLICH loswerden möchtest. Beides – die Arbeit an Körper UND Seele ist essentiell – um das Leben wieder in vollen Zügen „frei“ genießen zu können…. Wenn du im Inneren nicht zufrieden bist, wird dir ein trainierter Körper alleine auch nicht zu einem glücklichen Leben verhelfen.

Worauf kommt es im Leben eigentlich an? Was ist „ideal“?

Ist das Leben nur das, was von außen gut aussieht? Ein perfekter Körper, viel Geld am Konto, ein Hauptsache sicherer Job, viele Follower auf Instagram, jahrelang anhaltende Beziehungen, der Vorzeige-Abschluss mit Auszeichnung, ein Haus mit Garten, das tollste Auto? Heißt das automatisch Zufriedenheit und Glück im Leben? Was ist „ideal“? Wer bestimmt das? Für wen? Ist 90-60-90 ideal? Oder doch das Sixpack? Wie stark ausgeprägt soll es sein? Ist eine schmale Taille gut oder schlecht? Wann bin ich zu dünn, wann bin ich zu dick? Wie viele Freunde brauche ich, damit es gut aussieht?… und und und… das könnte man ewig so weiterspielen… Die Antworten wirst du gar nicht im Außen finden… Hinterfrage, ob DU bestimmte Dinge wirklich willst, oder ob du sie einfach als „ideal“ im Kopf hast…

Aber um den Bezug des Artikels zum „körperlichen Außen“ nicht zu verlieren: Es heißt, früher war man mit molliger Figur als Frau „ideal“, dann sollten sie sehr schlank sein, jetzt sind wir also bei muskulös und trainiert? Okay, was kommt als nächstes, ich will mich nämlich schon einmal darauf einstellen. 😉 Aktuell boomen Fitness-Instagram-Accounts. Fit ist das neue Schlank. Wobei jetzt immer mehr auf den „Selbstliebe“-Zug aufspringen. Es scheint so, als wären wir gerade wieder in so einer Art Übergang: Von Fitness zu (teils zwanghafter) Selbstliebe aka „liebe jeden Zentimeter an dir und sag das am besten ganz oft“.

STOPP! Reicht es nicht, „gesund“ zu sein? Sich zu bewegen und ausgewogen zu essen, weil es dir gut tut? Stark übergewichtige Menschen, die auf Social Media Accounts „Selbstliebe“ propagieren halte ich für genauso fragwürdig wie solche, die halbnackt vor der Kamera posierend Diät-Tipps oder -Produkte verkünden (oder verkaufen) und eigentlich ein zwanghaftes Essverhalten an den Tag legen.

Kümmere dich um deine Gesundheit:
Körperlich und geistig.
Du musst weder superschlank noch megatrainiert sein,
aber auch mit Übergewicht tust du dir keinen Gefallen.
Trainiere, hab Ziele, aber gib dich selbst dabei nicht auf!
Du bist auch ohne Höchstleistungen oder „den perfekten Körper“ viel wert.

Das Leben ist da, um es zu LEBEN.

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Was kann ich also für „Training für die Seele“ tun?

Nun, der Schritt des Trainings für den Körper nach einer Magersucht ist verhältnismäßig einfach. Nicht zuletzt, weil meist schon Sport gemacht wird, aber eben mit dem Ziel „dünn zu sein„. Man verlagert den Fokus nun also aufs „trainiert sein“ und dafür ist eben erstmal auch das Essen notwendig. Soweit, sogut. Wir wissen aber jetzt, dass das alleine nicht ausreicht.

Wie trainiere ich also die Seele? Wie schaffe ich es, das EIGENTLICHE Problem in Angriff zu nehmen und die Zufriedenheit von innen, die es in Wahrheit bräuchte, damit ich mich auch im Außen – trotz Macken, trotz „Problemzonen“, die jeder von uns hat, trotz Abweichung vom Ideal, das ich im Kopf habe – akzeptieren kann? Es ist ein Weg und wenn er etwas Zeit braucht, ist das auch vollkommen in Ordnung. Eine Essstörung entwickelt sich nicht von heute auf morgen und so verschwindet sie eben auch nicht so schnell wieder. Mach dir selbst keinen Druck: Wenn der Wille da ist, hast du bereits den ersten Schritt des Weges hinter dir. Weitermachen!

Was kann dir also helfen:

  • Beschäftige dich mit dir selbst. Reflektiere: Was möchtest du eigentlich von diesem Leben? Nur „gut aussehen“ oder dich auch so FÜHLEN? Anderen gerecht werden oder dein eigenes Leben führen? Was möchtest du noch erreichen? Willst du ständig nur ans Essen und „den perfekten Körper“ denken? Was für ein Mensch willst du sein?
  • Umgib dich (auch) mit Menschen, die nichts mit Ernährung oder Fitness zu tun haben. Und lass es zu, dass du auch von ihnen lernst. Dein Umfeld bestimmt dein Leben. Womit und mit wem verbringst du viel Zeit? Surfen auf „perfekten“ Social Media Fitness-Accounts, die damit ihr Geld verdienen? Ist das auch dein Ziel? Lerne neue Dinge kennen, probiere Sachen aus, führe tolle Gespräche mit Menschen, die deinen Horizont erweitern…
  • Suche dir Hilfe, falls du es alleine nicht schaffst. Lies Artikel wie diesen, wenn sie dir helfen. Vielleicht findest du gute Bücher oder sogar einen guten Therapeuten. Oder jemand, der sich – wie ich – darauf spezialisiert bzw. schon hinter sich hat. 😉 Was auch immer du tust: reflektiere selbst, was tut DIR gut, was könnte DIR helfen.
  • Trainiere weiter! Und zwar Körper (Bewegung) UND Seele (Persönlichkeit)! „Krafttraining nicht mehr (nur) der Optik wegen“ heißt nicht, auf der Couch zu vergammeln. Bewegung ist wichtig – für deinen Körper. Entwicklung ist wichtig – für deine Persönlichkeit… mach weiter… mit beidem… energy4soul.

„Enjoy Life. It’s Delicious.“

Weitere Artikel zum Thema:

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Über die Autorin
Julia Reitgruber, MSc.
~ Gründerin energy4soul, Dipl. Fitness- und Personaltrainerin, zertif. Ernährungscoach, psychologische Beraterin
„Ich selbst habe mir jahrelang das Leben mit meinem Essverhalten schwer gemacht, bis ich verstanden habe, wie ich eine ausgewogene Ernährung langfristig in mein Leben integriere, ohne mich einzuschränken oder psychisch fertig zu machen. All das, was ich über viele Jahre über das richtige Krafttraining, eine ausgewogene Ernährung und die menschliche Psyche lernte, gebe ich heute in den Coachings weiter. Ich unterstütze dich auf deinem persönlichen Weg zu einem fitten Körper und einer langfristig ausgewogenen Ernährung ohne unkontrollierten Fressanfällen, Mager- oder Diät-Wahn.“
Mehr über meine Geschichte erfährst du HIER.
Wenn du Fragen hast, kannst du mir gerne schreiben: KONTAKT.

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